Jüdisches Leben damals und heute

Schülerinnen und Schüler der 7b erleben zwei spannende Tage im Museum

Erst konnte sich wahrscheinlich kaum jemand etwas unter dem etwas allgemeinen Titel vorstellen. „Jüdisches Leben damals und heute“ – naja!? 12 Jungen und Mädchen aus der Klasse 7b trafen sich im März zu zwei ereignisreichen Tagen im Museum Hexenbürgermeisterhaus, um auf Spurensuche zu gehen. Ein volles und tolles Programm – von und mit Sara Elkmann, Volontärin der städtischen Museen mit Schwerpunkt an der Gedenkstätte Frenkel-Haus.

Am ersten Tag standen neben einer grundlegenden Einführung vor allem zwei Schwerpunkte auf dem Programm: Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn führte die Gruppe durch die Lemgoer Innenstadt auf den Spuren jüdischen Lebens. So machte man natürlich Halt bei der in der Pogromnacht 1938 ausgebrannten Synagoge in der Neuen Straße oder auch beim Alten Jüdischen Friedhof am Wall. Aber auch andere Orte wurden aufgesucht, zum Beispiel das Frenkel-Haus oder so mancher „Stolperstein“. Mit von der Partie Religionslehrer Thorsten Holling.

Nach der Mittagspause ging es dann im Kastanienhaus weiter: Hier wurde eine typische jüdische Backware zum Festtag Purim, genauer „Haman-Taschen“, hergestellt und verkostet, angelehnt an den Themenbaustein „jüdische Feiertage“. Stephanie Schonlau konnte hier den Eifer der Jugendlichen „live“ mitverfolgen.

Am zweiten Tag ging es wieder im Hexenbürgermeisterhaus los. Sara Elkmann führte die noch jungen Schülerinnen und Schüler in das Leben der Lemgoer Jüdinnen und Juden zur Zeit des Nationalsozialismus ein. Erklärte, mit welchen Einschränkungen und Repressalien die Menschen leben mussten, wie sich ihr zuvor recht „normales“ Leben Stück für Stück veränderte. Bis hin zur Pogromnacht, bis zur Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten.

Um diesen Menschen jüdischen Glaubens ein Stück weit näher zu kommen, wurden die Kids in vier Gruppen geteilt. Alle erhielten einen kleinen Holzkoffer, der Bilder, Dokumente, Einwohnermeldekarten oder ähnliches zu vier ausgewählten Personen dieser Zeit enthielt. Mithilfe einige Zielfragen erarbeiteten sich die Jungen und Mädchen die Biographien und versuchten, ein wenig „hinter die Kulissen“ zu schauen.

Abschließend ging es auf einen etwa einstündigen Stadtspaziergang. An einem halben Dutzend Orten stellten die vier Gruppen den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie Sara Elkmann und Stephan Krause, der die Gruppe an diesem Tag begleitete, „ihre“ Person vor. Zeigten Bilder und andere Dokumente aus den Koffern, gingen auf die im Boden eingelassenen Stolpersteine ein. So wurden die Alltagsorte von heute zu wichtigen Zeitzeugen einer grausamen Epoche, die unfassbares Leid über die Welt, Europa, Deutschland und nicht zuletzt unsere Heimatstadt gebracht hat.

Es waren zwei sehr lehrreiche Tage für die Gruppe. Alle haben sehr gut, konzentriert und dem Thema angemessen mitgearbeitet und „gelernt“. Unser besonderer Dank gilt Sara Elkmann für die wunderbare und sensible Vorbereitung und Durchführung, ebenso dem Team der städtischen Museen für ihr Gastfreundschaft. Neuauflage erwünscht!                                           

Stephan Krause