Jüdische Biografien erkunden


Jahrgang 6 beschäftigt sich mit jüdischem Leben im NS in Lemgo

Ab und zu nimmt man sie auch in der Innenstadt Lemgos wahr. Schön eingelassen liegen die Stolpersteine im Pflaster des Gehwegs und versuchen die Aufmerksamkeit der Passanten zu erlangen. Doch wer verbirgt sich eigentlich hinter den Namen der Menschen, an die dort erinnert wird? Unsere Sechstklässler machten sich beim nächsten Baustein des Projekts „Tag gegen das Vergessen“ auf eben diese Erkundung.

Dazu ging es zunächst ins Hexenbürgermeisterhaus, wo Sara Elkmann als freie Mitarbeiterin der Städtischen Museen unsere Schülerinnen und Schüler begrüßte. Im großen Gruppenraum unter dem Dach lockerten zunächst ein paar vorbereitende Spiele die Atmosphäre auf. Dabei entstand auch ein Zeitstrahl, der die Jahre 1933 bis 1945 umfasste. Ein paar wichtige Ereignisse wurden darin festgehalten und kurz erläutert. Außerdem sollten alle Schülerinnen und Schüler bestimmte Fragen zu ihrem eigenen Alltag in einem Fragebogen beantworten.

Die Ergebnisse dieser Arbeitsphase waren die Grundlage für den nächsten Schritt. Unsere Sechstklässler wurden mit bestimmten Gesetzen konfrontiert, die die Nationalsozialisten gegen Juden erlassen hatten. Die Schülerinnen und Schüler sollten überlegen, welche Alltagsbeschäftigungen für sie durch diese Gesetze eingeschränkt bzw. verboten worden wären. Auf diese Weise wurden die Lebenswelten von früher mit heute verknüpft – ein Hineinfühlen in die Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschen damals ermöglicht.

In einer nächsten Arbeitsphase ging es für unsere Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeiten. Jede Gruppe beschäftigte sich mit einer jüdischen Person aus Lemgo zur Zeit des Nationalsozialismus. Neben einer Kopie des Melderegisters und einer Kurzbiografie waren auch Fotos im Einsatz. Mit diesen Mitteln sollten kurze Vorträge zu den Menschen erstellt werden.

Zum Abschluss ging es noch einmal raus. Auf einem Rundgang wurden die Stolpersteine der Familien der behandelten Personen im Innenstadtbereich aufgesucht und vor Ort ein paar Informationen durch die entsprechenden Schülergruppen gegeben. Dadurch gelang es, die Menschen aus der damaligen Zeit mit einem Ort zu verbinden, der jetzt noch existiert und somit aus der reinen Vergangenheit ins Hier und Jetzt zu holen. Sicherlich werden viele Schülerinnen und Schüler eben jene Häuser mit den davor liegenden Stolpersteinenm immer mit den jüdischen Bürgern Lemgos in der NS-Zeit verbinden.

Wir danken den Städtischen Museen für die Organisation und Sara Elkmann für die tolle Durchführung des Projekts. Ein besonderer Dank geht an unseren Kooperationspartner „Verein Stolpersteine und Frenkel-Haus in Lemgo“ für die Finanzierung des Workshops. Ohne diese tolle Zusammenarbeit hätte dieser Baustein zum diesjährigen „Tag gegen das Vergessen“ nicht stattfinden können.

Thorsten Holling; Fotos Marianne Wolf und Lina Kixmüller