Fünftklässler der Realschule auf jüdischen Spuren unterwegs
Ursprünglich stammte die Idee von unserer Schülervertretung: „Wir wünschen uns einen Tag, an dem sich alle Schülerinnen und Schüler der Realschule mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftigen. Alle sollen verstehen, dass dies eine Zeit voller Grausamkeiten war, welche sich nie wiederholen darf. Wir wünschen uns einen Tag gegen das Vergessen!“
Dieser Wunsch war Auftrag und Ansporn zugleich. Und so fand sich eine Arbeitsgruppe, die diesen Tag plante. Jetzt fand der erste Baustein für unseren „Tag gegen das Vergessen“ statt.
Grundgedanke bei diesem Baustein war das Kennenlernen des Judentums. Durch die direkte Begegnung können sich Vorurteile schlechter bilden bzw. schon bestehende abgebaut werden. Deshalb durchliefen unsere Schülerinnen und Schüler der fünf 5. Klassen zwei Workshops, die sich mit dem Judentum beschäftigten.
Als Erstes begab sich jede Klasse auf die Sichtung jüdischer Spuren in Lemgo. Mit Stadtführerin Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn und Stadtführer Werner Kuloge ging es auf einen ca. 90-minütigen Stadtrundgang durch Lemgos Innenstadt. Dabei wurden zahlreiche jüdische Wurzeln in unserer Stadt entdeckt, wie z.B. in der Marienkirche, im Frenkelhaus oder am Mahnmal für die zerstörte Synagoge.
Nach der geschichtlichen Begegnung fand ein Treffen im Hier und Jetzt statt. Zwei ehrenamtliche Mitglieder der Organisation „Meet a Jew“ trafen im Hexenbürgermeisterhaus auf unsere Schülerinnen und Schüler. Ziel war es, im direkten Gespräch mit Menschen jüdischen Glaubens viel darüber zu erfahren, was es bedeutet, heute als Jüdin oder Jude in Deutschland zu leben. Neben einer Fragerunde fanden auch spielerische Elemente statt. Außerdem hatten Junna und Adrian, so die Namen der beiden Leiter von „Meet a Jew“, typisch jüdische Gegenstände mitgebracht, über die man ins Gespräch kam. Dabei wurde unseren Fünfern schnell klar, dass sich der Alltag natürlich gar nicht von dem anderer Menschen unterscheidet. Schließlich hat jeder Mensch Hobbys, Familie oder einen Beruf, dem man nachgeht. Nur in rituellen Dingen gibt es eben Unterschiede zu Christen, Muslimen oder Menschen anderer Religionen. Wichtige Erkenntnisse, die unsere Schülerinnen und Schüler in ihren Köpfen mit nach Hause nahmen.
Am Ende sei ein herzliches Dankeschön allen Helfern von „Meet a Jew“ ausgesprochen, die diese Veranstaltung ermöglichten. Außerdem sei Fabian Schröder von den Städtischen Museen und seinem Team ebenfalls für die Organisation und die nette Beherbergung im Hexenbürgermeisterhaus gedankt. So konnte unser erster Baustein für den „Tag gegen das Vergessen“ stattfinden, der bei unseren Schülerinnen und Schülern sicherlich einiges bewegte. Nun gilt es, die weiteren Bausteine anzugehen, damit unser Ziel Realität wird, einen gemeinsamen „Tag gegen das Vergessen“ der gesamten Realschule zu veranstalten. Und das jedes Jahr. Denn eines dürfen wir nie: Vergessen!
Thorsten Holling