47 Stunden Dauerstrom

Feuerwehr-Schul-AG im intensiven Einsatz im Extertal

Regen, Sonne, Wind. Mal kühl, mal muckelig. Wie auch immer, die neuen und alten Mitglieder der Feuerwehr-Schul-AG der drei Bildungseinrichtungen Realschule Lemgo, Karla-Raveh-Gesamtschule sowie der Heinrich-Drake-Schule (insgesamt 19 Schülerinnen und Schüler) verbrachten drei Tage in Bösingfeld. Zusammen mit ihren Lehrkräften und Mitgliedern der Feuerwehr Lemgo wurden zahlreiche Aufgaben gemeistert inklusive einer intensiven Nachtübung, die super verlief – und wenig Schlaf zur Folge hatte!

Gestartet am letzten Donnerstag im September, fuhren ein LF 10 und drei Feuerwehr-Bullis von der Wache am Regenstor in Richtung Extertal. Nach Bezug der Zimmer im CVJM-Heim folgten verschiedene „Spiele“, die dem besseren Kennenlernen dienten. Was kann wer von uns? Wie gut können wir andere einschätzen? Und: Der Junge, das Mädchen neben mir, das ist immer auch ein Kamerad. Auf den oder die ich mich immer voll verlassen kann!

Es folgten kleine Theatersequenzen zum Erraten von Eigenschaften, die Feuerwehrleute benötigen, sei es Verschwiegenheit, Tatkraft oder fachliche Ausbildung. Natürlich mussten auch neue Namen gelernt werden. Denn: Aus dem letzten Jahr sind 13 Schülerinnen und Schüler noch dabei, acht Jungen und Mädchen kamen dazu. Leider konnten zwei Schüler nicht dabei sein, ergo: 21 – 2 = 19! Doch das ging alles sehr schnell und auch die gemischte Zimmerbelegung trug ihren Teil dazu bei.

Bestens verköstigt bei allen Mahlzeiten durch Matthias Schalk, konnten sich alle Teilnehmer und Unterrichtende auf die vielfältigen Aufgaben konzentrieren. Am Freitagvormittag dann Knoten und Stiche für den Einsatz, das theoretische Wissen rund ums Funken sowie die Erkundung des Löschfahrzeugs (LF) mit all seinen Gegenständen und Aufbauten. Die drei Gruppen zirkulierten und bis zum Mittag hatten alle die Stationen durchlaufen.

Am Freitagnachmittag wurde das theoretische Funken dann praktisch. Eingebaut in das Spiel „Schiffe versenken“ konnten die SuS ihr bereits erworbenes Wissen ganz konkret anwenden. Es folgten erste Löschangriffe mit den „Zutaten“ des Ausbildungs-LF der Feuerwehr Lemgo. Hier sollten die SuS, die bereits ein Jahr dabei sind, in abgestimmten Teams die „Neuen“ mit in die Ausbildung holen.

Am Abend erfolgte zunächst eine großangelegte Funkübung in der gesamten Unterkunft, ständig wechselnde Aufträge, je andere Funkfrequenzen, neue Kennzeichnungen mussten im Funkteam bestanden werden. Nach einem späten Abendsnack und der vermeintlichen Nachtruhe hieß es dennoch: „Alarm!“ Um halb eins (null-null-dreißig) wurden alle SuS geweckt oder, sofern noch wach, in die nächste Aufgabe geführt: Ein Feuer am CVJM-Heim musste gelöscht, die Szenerie ausgeleuchtet sowie zusätzliches Wasser zum Löschen aus dem Teich am Gebäude erschlossen werden. Außerdem wurden mehrere Personen vermisst. Viel Arbeit, Nieselregen, leichte Ermüdung, aber: es war eine tolle Übung und auch wenn es gegen null-zweihundert schlapp ins Bett ging, so waren doch alle begeistert, zufrieden und kaputt.

Am Samstag stand nach dem Frühstück noch eine Doppelübung an: Auf dem Hof wurden Schläuche geworfen beim „Kegeln“. Die SuS bekamen es dank der guten Anleitung immer besser hin. Im Obergeschoss des Hauses erlernten die SuS parallel das richtige Setting in einem Einsatzfahrzeug: Wer sitzt wo und hat deshalb welche Aufgabe? Ob Maschinist, Gruppenführer, Melder, Schlauch-, Wasser- oder Angriffstrupp: Immer hat jeder und jede auf dem Fahrzeug eine klar umrissene Aufgabe. Damit im Ernstfall auch alles klappt und sich jeder und jede auf jede und jeden verlassen kann.

Gegen 14 Uhr war die Feuerwehr-Schul-AG dann nach 47 Stunden Dauerstrom wieder auf der Wache am Regenstor. Es war intensiv, es war lecker, es war anstrengend – keine Frage. Und es war sehr effektiv, es hat Spaß gemacht, es hat die Gruppe vorangetrieben und für die Verantwortlichen steht fest, dass diese Intensivtage zum jährlichen Programm einfach dazu gehören müssen.

Das hinter der AG stehende Team ist eingespielt und fordernd. Matthias Schalk (Gesamtschule), Cornelia Pasmanns (Hauptschule), Stephan Krause (Realschule) sowie der Chef der Lemgoer Feuerwehr Lars-Uwe Brede mit seinen vielen freiwilligen Helfern sind engagiert, stimmen sich ab, leiten die verschiedenen Phasen der Ausbildung mit abwechselnden Schwerpunkten differenziert.

Das „Modell Lemgo“ wird in der feuerwehrnahen Öffentlichkeit sehr wohl wahrgenommen, sodass Einladungen zu Versammlungen, Kongressen u.ä. mehr werden. Die Gewinnung von Nachwuchs für die Wehren ist eine große Aufgabe. Die Jugendfeuerwehren nehmen diesen Auftrag sehr umfassend wahr. Die Feuerwehr-Schul-AG unterstützt und liefert über einen eigenen, anderen Ansatz ebenso neuen Nachwuchs – so das Ziel der AG!

Text und Fotos: Stephan Krause